Leipzig Workshop 2016 dt.

Call for Posters

„Mauerfälle der Mystik. Eine Spurensuche zu Mechthild (von Magdeburg) und zum
Fließenden Licht der Gottheit in religiösen Netzwerken, Ordenslandschaften und
literarischen Diskursen im mitteldeutschen Raum des 13. Jahrhunderts“
Interdisziplinärer Workshop, 9.-11. September 2016, UB Leipzig

organisiert von Jun.-Prof. Dr. Caroline Emmelius (Düsseldorf) und Dr. Balázs J. Nemes (Freiburg i.
Br.) in Verbindung mit dem Handschriftenzentrum Leipzig

Die Überlieferung und Rezeption der mitteldeutschen Mystik ist in den letzten Jahren durch eine
Reihe von bedeutsamen Handschriftenfunden bereichert geworden. Die Neufunde verändern die
Koordinaten der Forschung zur volkssprachigen und lateinischen Mystik insgesamt entscheidend.
Insbesondere in Bezug auf Mechthild (von Magdeburg?) und das Fließende Licht der Gottheit fordern
sie dazu heraus, vermeintliche Gewissheiten und lieb gewordene Denkgewohnheiten zu einem
zentralen Werk der geistlichen Literatur des Mittelalters neu zu überdenken. Diese
Denkgewohnheiten betreffen:
   1) die biographischen Lebensstationen Mechthilds, für die bislang der Dreischritt Adlige –
     Begine – Schwester an entsprechenden Orten (westliche Mittelmark, Magdeburg, Helfta)
     angenommen wird;
   2) die personalen, sozialen und religiösen Netzwerke, die im Fließenden Licht aufgerufen
     werden, insbesondere die explizit artikulierte Nähe zum Dominikanerorden und zu
     einzelnen seiner Vertreter;
   3) die Entstehung des Fließenden Lichts in einer volkssprachigen Fassung und einer zeitnah
     angefertigten lateinischen Übersetzung sowie deren
   4) jeweilige Rezeptionswege, von denen man bis vor Kurzem nur die oberdeutsche
     Überlieferung greifen konnte;
   5) den niederdeutsch-mitteldeutschen Sprachstand des Fließenden Lichts, über den man
     bislang aufgrund des vollständig nur in einer alemannischen Übertragung überlieferten
     Texts nur Mutmaßungen anstellen konnte;
   6) die geistlichen und weltlichen Literaturtraditionen, an die das bislang als ästhetisch
     erratisch wahrgenommene Fließende Licht anknüpft, insbesondere an die Tradition
     monastischer Reimprosa.

Für die dringend erforderliche Neubewertung der regional- und ordenshistorischen Fakten und
Indizien zu Mechthild sowie der literaturgeschichtlichen Kontexte des Fließenden Lichts führt der
geplante Workshop etablierte Vertreter/innen und Nachwuchswissenschaftler/innen aus

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germanistischer Sprach- und Literaturwissenschaft, Ordens- und Regionalgeschichte, Theologie
sowie aus der Handschriftenerschließung zum Gespräch zusammen. Mit der Anbindung der
Veranstaltung an das Handschriftenzentrum Leipzig, insbesondere an dessen Projekte zur
Erschließung von Beständen aus mitteldeutschen Klöstern macht die Veranstaltung die
Perspektive auf die materielle Basis der Forschungsfragen zu Mechthild und zur Helftaer Mystik in
besonderer Weise sichtbar.
    Die kultur- und literarhistorische Spurensuche zu Mechthild und zum Fließenden Licht in
den religiösen Netzwerken Mitteldeutschlands, den literarischen Diskursen des 13. Jahrhunderts
und insbesondere in den überlieferten Handschriften soll dazu beitragen, das Textprofil und die
Umrisse eines historischen Verfasserprofils auf der Basis neuer philologischer Daten zu
diskutieren. Auf diese Weise möchte der Workshop einen Beitrag zur Erforschung der
Kulturtopographie des mitteldeutschen Raums im 13. Jahrhundert leisten.

Teilnehmer/innen: Wolfgang Beck (Jena), Nikolai Bondarko (St. Petersburg), Matthias Eifler (Leipzig),
Natalia Ganina (Moskau), Burkhard Hasebrink (Freiburg), Ernst Hellgardt (München), Claire Taylor Jones
(South Bend, Ind.), Racha Kirakosian (Cambridge, Mass.), Sandra Linden (Tübingen), Freimut Löser
(Augsburg), Almuth Märker (Leipzig), Tanja Mattern (Düsseldorf), Anneke B. Mulder-Bakker (Leiden),
Cornelia Oefelein (Kremmen), Nigel F. Palmer (Oxford), Sara S. Poor (Princeton, N.J.), Regina Schiewer
(Eichstätt), Walter Senner OP (Rom), Klaus-Bernward Springer (Münster), Catherine Squires (Moskau),
Almut Suerbaum (Oxford), Markus Vinzent (London), Jörg Voigt (Stade), Annett Volfing (Oxford)

Für den geplanten Workshop werden Nachwuchswissenschaftler/innen aus Frömmigkeits- und
Regionalgeschichte, Germanistik und Mittellateinischer Philologie, Theologie, Philosophie sowie
aus der Handschriftenerschließung aufgefordert, sich für eine Teilnahme am Workshop und für
eine Präsentation ihrer Forschungsprojekte zu bewerben. Es ist geplant, die Projekte in deutscher
oder englischer Sprache als Poster zu präsentieren und sie mit den Tagungsteilnehmern/innen zu
diskutieren.
    Über die Auswahl der Kandidaten/innen entscheidet eine interdisziplinär besetzte Jury.
Vorbehaltlich der Mittelbewilligung für den Workshop können die Reise- und
Unterbringungskosten für max. 5 Nachwuchswissenschaftler/innen übernommen werden.

Interessierte Nachwuchswissenschaftler/innen bewerben sich bitte bis zum 15.12. 2015 mit einem
Konzeptpapier von max. 2 Seiten bei den Veranstaltern. Das Konzeptpapier kann auf Deutsch
oder auf Englisch verfasst werden und sollte folgende Informationen enthalten:
- Name, Anschrift, Email-Adresse, Universität oder Förderinstitution
- Skizze zum wissenschaftlichen Werdegang
- Titel des Forschungsprojekts, ggf. Betreuer/in
- Skizze des Forschungsprojekts (ca. 1.000 Zeichen)
- ggf. Publikationen zum Projekt
- Entwurf für eine Posterpräsentation (Gliederung, Visualisierung)
Für eine Teilnahme angenommene Bewerber/innen werden im Verlauf des Frühjahrs 2016
benachrichtigt.

Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge!
Caroline Emmelius (caroline.emmelius@phil.hhu.de)
Balázs J. Nemes (balazs.jozsef.nemes@germanistik.uni-freiburg.de)

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