tenuesverschiebung.pdf
aus: Hannes Kästner, Konrad Kunze, Klaus Mittermüller, Eva Schütz:
44 Aspekte Mittelhochdeutscher Literatur.
Teil II: Grammatik, Freiburg,2001.
2.1. Die Tenuesverschiebung
Die stimmlosen Verschlußlaute p, t, k nennt man auch Tenues ( Singular: die Tenuis) und ihre
Verschiebung daher Tenuesverschiebung.
a) Stehen Pt t. k nach Vokal, b) Stehen pt t. k nicht nach Vokal (also
im Anlaut oder nach Konsonant, wozu
auch Doppelkonsonant ( = Geminate)
pp, tt, kk zählt),
werden sie zu ff, ss, hh ( = chch ) ver werden sie zu p + f, t + s ( = z ), k + h
schoben; ( = kch ) verschoben;
d. h. sie werden zu doppelten Reibe d.h. sie bleiben halb Verschlußlaut~
lauten (= Frikativen; Sg.: das Frikativ; halb werden sie Reibelaut. Diese
von fricare "reiben". Die Frikative Laute nennt man Affrikaten ( Sg.: die
werden auch Spiranten genannt). Affiikate; von ad-mcare "anreiben").
Nach Langvokal, Diphthong und im
Auslaut werden sie später zu f, s, h
( = eh ) vereinfacht.
Beispiele:
gennan: UJ CU. m
/ ' "
vgl. engl.:
/
open
sleep
soap
"-
pan
cramp
a.QPle
/
wa1er
fo01
bile
" 10
salt
sellan*
make
book
oak
gramp
drink
}>eccan*
Fribtil l~·re Fribtil
f(f) p+f 8(8) I-re
t+ 8
Fribtii
h(h)
-
1 k+h
I
nhd.: If{f) I UD Iss,ß) tz,tz 1 [~ (kch)**)
offen Pfanne Waüer ~ machen ( kchrampf)
schlaften) Krampf Fuß Salli Buch ( trinkche)
Seife Apfel beißen setzen Eiche (dekche)
ahd.: sla.rulan aRhul wazzar se~en mahhön ( thecch
en )**
I
rnhd.: sUifen aI!fel wazzer setzen machen (dechen )**
- fuOli buoch,
bilien
*altenglisch
** nur südbairiseh, süd alemannisch, s. u. 2.3