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Filme im Deutschunterricht - Brücken ins Mittelalter? (2011)

Plakat Workshop "Mittelalter im Film"
 
Plakat Workshop "Mittelalter im Film"

Am 5./6. August 2011 fand unter der Leitung von Bent Gebert der zweitägige Workshop des Arbeitskreises zu Repräsentationen des Mittelalters und der Inszenierung von ritterlicher Vorbildlichkeit im Film  statt. Denn das Mittelalter ist in der aktuellen Medienlandschaft unübersehbar präsent: Bekannte und erfolgreiche Kinofilme (Herr der Ringe u.a.), Romane (Harry Potter u.a.) oder Computerspiele (World of Warcraft u.a.) zeigen, wie vielfältig die produktive Aneigung von Elementen der mittelalterlichen Kultur gegenwärtig ausfallen kann. Allerdings erscheinen mittelalterliche Motive, Erzählmuster und ästhetische Verfahren hier selten als Formen einer klar umrissenen, historisch markierten Epoche, sondern häufiger als Teilelemente von mehrstimmigen fiktiven Entwürfen. Solche Hybridisierungen lässt sich kaum als ‚Mittelalterrezeption’ verstehen, sondern geradezu als ‚Neo-Mediävalisierung’, als Neuproduktion des Mittelalters beschreiben: populäre Inszenierungsformen entstehen, die vormoderne und moderne Symbolwelten und Kulturmuster mischen und zu spannungsvollen Synthesen zusammenfügen. Filme bilden für diese produktive Mittelalterkonjunktur im 20. und 21. Jahrhundert eines der prominentesten Medien.

Besonders brisant wird diese Frage dort, wo moderne Inszenierungen auf Gesellschafts- und Handlungsentwürfe vormoderner Adelskulturen zurückgreifen: auf den Artusroman und die Ritter der Tafelrunde. Mittelalterliche Figuren als Vertreter stratifizierender Gesellschaftsordnung und ihrer symbolischen Ordnung oder das historische Erzählmodell der Aventiure treten dabei in deutliche Spannung zu den Bedingungen postindustrieller Gesellschaften und ihren ästhetischen Formen und fordern somit zu immer neuen Umbesetzungen heraus.

Der Workshop verfolgte diese Spuren und Umbesetzungen der Artusritter am Beispiel des Films King Arthur (2004). Die Mehrstimmigkeit dieses Entwurfs wurde schwerpunktmäßig an der Figur des Titelhelden diskutiert; vergleichend wurden einerseits Artusbilder der mittelalterlichen Historiographie (Geoffrey of Monmouth) und der Romanliteratur (Wace, Hartmann von Aue, Prosa-Lancelot) analysiert, andererseits die Beglaubigungs- und Historisierungsstrategien ausgewertet, die dem Film quasi-dokumentarischen Charakter verleihen, aber dennoch auf Heroisierung der politischen Führerfigur zielen. Auf dieser Grundlage wurden Entwürfe zu Unterrichtseinheiten erarbeitet, welche die unterschiedlichen historischen und medialen Schichten der Artusfigur des Films sichtbar machen und Fragen der Anverwandlung heroischer Ritterfiguren für politische Ideologisierung in der Gegenwart aufwerfen.

Dem fachdidaktischen Ansatz des Arbeitskreises entsprechend wurde der Workshop in Kooperation mit Daniel Bubenzer, Lehrer für Deutsch am Gymnasium Liestal (Schweiz), durchgeführt. Im Rahmen der Veranstaltung stellte zudem Dr. Andrea Sieber Konzeption und Arbeitsergebnisse des fachdidaktischen Projekts "mittelneu - Mittelhochdeutsche Texte im Deutschunterricht" vor (zum Onlineportal des an der Universität Duisburg-Essen angesiedelten Projekts gelangen Sie hier).

Für nähere Informationen zu Programm und Materialien des Workshops wenden Sie sich bitte an den Leiter des Arbeitskreises.

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